…denn sonst wüßte ich nicht, wie sehr ich die Dinge liebe und wie dankbar ich in diesen tiefen, besonderen Momenten bin. Wirklich fehlen würden mir die Bäume und Pflanzen, die auf magische Weise wissen, wann sie blühen und das auch jedes Jahr aufs Neue voller Hingabe tun. (natürlich kann man das auch wissenschaftlich erklären, für mich persönlich ist das Wunder jedoch das, war mir etwas bedeutet und was mich erfreut). Der Magnolie z.B. sage ich jedes Mal im Frühling, wie schön sie ist; vielleicht, weil sie ´nur´ eine Woche blüht, dafür aber auch die ganzen Nächte durch. Manche Menschen sagen ja, sie mache ´doppelt Dreck´- so verschieden sind die Ansichten. Den Bäumen, die mir ´zuhören´, bei denen ich mich erde, zu mir komme und Kraft tanke, gilt mein besonderer Dank. Nach dem Einbruch z.B. – und nicht nur dann – habe ich mich intuitiv barfuß an Bäume gelehnt, das war eine große Hilfe für meine ´posttraumatische Belastungsstörung´.
Mein Handy würde mir z.B. überhaupt nicht fehlen – definitv nicht – obwohl es gute Dienste leistet und mir auch zur Unterhaltung dient und natürlich auch sehr praktisch ist – warum verbringen wir nur soviel (Lebens-) Zeit davor – damit?
Der Mond – bzw. sein (oder ihr) Anblick, der mich doch so beruhigt und mit dem ich so verbunden bin, der würde mir auch fehlen. Überhaupt der Blick in die Sterne – jedes Mal, wenn ich in der Stille draußen bin und in den Himmel schaue – (im Ruhrgebiet muß man sich eben mit weniger Sternen als in Spanien in den Bergen oder Neuseeland zufriedengeben), überkommt mich dieses tiefe Glücksgefühl, das mich weinen lässt vor Glück und Dankbarkeit. Als Kind ´wusste`ich von der Leere, aus der ich gekommen bin – von dem ´Nichts´ – was mir keine Angst macht/gemacht hat, und was mein Urvertrauen ist.
Die Vögel würden mir auch fehlen – diese Wahrhaftigkeit und Echtheit – ohne Absicht zu Sein- ihr Gesang rührt mich oft zu Tränen; sie sind die wahren ´Sänger`- kommunizieren miteinander, gleichen Energien aus, lobpreisen das Leben – sie zwitschern nicht einfach vor sich hin. Die Taube (Ringeltaube) hat ihr eigenes Lied, dass sie rhythmischerweise 3x (ganz ganz selten 4x oder 2x) wiederholt und je nach Charakter beendet – wer kann das schon von sich behaupten, ein eigenes Lied zu haben…
Die Vögel haben mich mehr über Mathematik gelehrt als alle Lehrer während meiner gesamten Schulzeit, und ich habe einige Schulformen/Schulen kennenlernen dürfen. Manche (die Meise z.B.) singt ihre Intervalle 4x –4x- 4x- 6x- 6x- 7x- 7x- 3x- 3x- etc.
Und das Feuer erst – wieviele Antworten erfahre ich durch´s Schauen ins Feuer – ganz zu schweigen von dem Duft… er beruhigt mich und ist wie Heimat.
Ein sterbender Frosch, hat mich viel über das Sterben gelehrt – und meine liebe wunderbare Hündin Amy, die in meinen Armen gestorben ist- auch.
Tiere sterben einfach.
Der Tod ´ist´.
Alles andere interpretieren wir hinein.
Was wäre wohl das letzte, was ich noch einmal sehen wollen würde, bevor ich sterbe? Wenn es im Winter wäre und ich Glück hätte vielleicht der Schnee.
Als mein lieber Opa starb,- es war ein schöner, warmer Tag, die Sonne schien, die Blumen blühten,- ging er auf seinen Balkon, schaute hinaus und sagte: „Was für ein schöner Tag!“ er ging zurück ins Wohnzimmer und starb – ´Herzinfarkt´.
Der Rettungsdienst versuchte, ihn wiederzubeleben, was mich damals schon sehr irritierte. Es gelang auch sogar kurz, aber schlussendlich -Göttin sei Dank – nicht. Warum die Menschen so eine Angst vor dem Tod haben – ich weiß es nicht. Es gilt hier bei uns halt Leben, um jeden Preis- egal was es dann für ein ´Leben´ ist, zu verlängern. Im Zoo steht ja auch ganz stolz auf den Schildern, dass die Tiere in Gefangenschaft eine sehr viel längere Lebenszeit haben als in freier Wildbahn. Ich habe mich schon als Kind gefragt, was das – eingesperrt – für ein ´Leben´ sein soll.
Die Erde – aus der alles geboren wird und zu der mein Körper auch wieder zurück geht – sie ist heilig und kostbar. Ihr müssen wir Menschen viel zurück geben – wir nehmen und nehmen und nehmen, ohne etwas zurück zu geben…wen wundert´s, dass es ihr schlecht geht. Ich hoffe, daß die Permakultur die Revolution dieses Jahrhunderts wird.
Natürlich ist es traurig, sogar furchtbar traurig und ein ganz schrecklicher Schmerz, wenn ein lieber, naher Mensch – oder Tier – stirbt. Aber warum trauern wir dann nicht?
Es gibt – manchmal sogar jeden Tag- einen Grund, etwas zu betrauern und deshalb zu be-weinen – schließlich ´stirbt´ ja immer etwas. Ein völlig normales Gefühl. Warum weinen wir dann nicht?
Ich weine, so wie ich auch lache – wenn ich auf die Uhr schauen würde, wären es vielleicht 3-5 Minuten – und danach schäle ich weiter die Zwiebeln. Manchmal auch heftiger, Musik hilft mir dabei, etwas an die Oberfläche zu bringen, was unbedingt raus muß, danach fühle ich mich wie neu geboren. Es heilt mich.
Und die Musik – sie wurde mir geschenkt, sie ist mein tiefstes Glücksgefühl neben der Natur, sie ist wahrhaftig. Es gibt Songs, die – wenn ich sie höre – dann weiß ich, was Liebe ist, was Leben und Tod ist, was das hier alles soll. Nach Live Auftritten habe ich – am nächsten Tag – tiefe Erkenntnisse über das Leben – dann bin ich glücklich und meine Seele wieder ´resetet´. Die indogenen Völker sagen: “ Für das was man liebt, lohnt es sich auch zu sterben“. Die Musik nehme ich mit auf die andere Seite.
und fehlen – natürlich, und am allermeisten- meine Kinder (& Lieblingsmenschen) …
´Today is a good day to die.`
Ja.