Hin und wieder höre ich, dass Deutschland das beste Gesundheitssystem hat.
Da fällt mir dann immer mein eigenes Er-leben ein.
Mit 11 Jahren habe ich mein Sprechen verloren – das war für die Schulzeit fatal, ´psychisch´ und Notentechnisch, denn man wird nunmal auch mündlich ´bewertet´. Dafür wurde ich zusätzlich angegriffen, jeden Tag, bis zum Abi – heute sagt man gemobbt. Kinder können grausam sein.
Ich habe – natürlich – auch körperlich reagiert und bin u.a. ständig ohnmächtig geworden, dafür gab´s dann Pillen und für den kaputten Magen gab es ´Maloxan´. Dass das nichts half – kein Wunder.
Zusätzlich wurde ich zum Neurologen geschickt, es wurde eine Gehirnmessung vorgenommen (EEG), um zu klären, ob ´bei mir auch alles stimmt im oberen Stübchen´…– es sollte also etwas mit m i r nicht in Ordnung sein, und das stellt man halt am besten über´s Gehirnmessen fest.
Die daraufhin verordneten ´autogenes Training Stunden´, die das ´Problem´ beheben sollten, funktionierten eher suboptimal – bis gar nicht: der Arzt hat feuchte labberige Hände, er war auch sonst wenig vertrauenserweckend und ich lag dann immer auf einer Pritsche, während die Tür aufstand und alle Patienten ständig daran vorbei liefen…ich sollte mich also nun ´entspannen´ und war immer nur froh, wenn es vorbei war.
Ich bekam früh meine Periode – mit 11 – dann erst 1 Jahr später wieder und es war schmerzhaft – mußte sich halt erstmal einpendeln. Die Antwort der damaligen Hausärztin war die Pille. Mit 12.
Es folgten ein paar ´Experimente´ – try and error Prinzip, so fühlte es sich für mich an. Denn meine extremen Rückenschmerzen, die Teil dieser isolierten, heimat- und lieblosen Zeit war, wurden dann wahlweise mit Pillen gegen Muskelverspannung oder auch Nierenproblematik ´behandelt´. Sie endeten beim Orthopäden mit dem Satz: ´Du bist ja ein schiefes Mädchen´. Geholfen hat es: nichts.
Meine sehr starken Heuschnupfenanfälle, ich war 22 Jahre alt, sollten mich dann weiter in m-eine Richtung führen: ich fragte meinen damaligen Hausarzt nach einer pflanzlichen Alternative. Danach konnte ich mir ein echtes Donnerwetter über diese schlimmen ´Naturheilmediziner´ anhören, was sich gewaschen hatte, er wurde tatsächlich ausfallend, was mich anschließend bewegte, lieber nicht mehr auf seinen ´Rat´ zu hören, denn das war nicht mehr überzeugend für mich denn es sprach wohl eher für ein Problem seinerseits. (heute habe ich übrigens keinerlei Heuschnupfen mehr und auch sonst keine Allergien).
Ein ´Experte´, ein Nuclearmediziner der sich auf die Schilddrüse spezialisiert hatte, diagnostizierte nach umfangreichen sehr unschönen Untersuchungen eine Kropfbildung bei mir. Huch!
Ich bekam also nun, mit 23 Jahren regelmäßig Medikamente, um eben keinen Kropf zu bekommen.
Als ich nach einigen Monaten schwanger wurde, sagte mir mein Menschenverstand, dass es nicht gut sein wird, diese Medikamente zu nehmen. Ich fragte also wieder den ´Experten´ und meinen Hausarzt: ´Auf jeden Fall weiter nehmen, sonst hat ihr Kind später auch Schäden an der Schilddrüse.´ Kam mir komisch vor, ich ging einen Tag später zu einem weiteren Arzt (Naturheilmediziner der -auch- Internist war) er sagte nach der Untersuchung: ´Sie haben keine Kropfbildung.´ ´Ja aber…´ ´Sie haben keine´. Ok. ´Was ist nun mit den Medikamenten, die ich unbedingt weiter nehmen soll und mit meinem Ungeborenen? ´ ´Können sie absetzen und wegschmeißen, kein Problem. ´ ´Ja aber…´ ´Kein Problem´. Gehört, gesagt getan.
Bis heute – 32 Jahre später, k e i n e Kropfbildung. Mein erwachsenes Kind übrigens auch nicht.
Ich war nun schwanger mit dem ersten Kind und sollte ab der 32 SSW eine Cerclage bekommen, weil sich mein Gebärmutterhals aufgebraucht hatte und somit wohl laut Frauenärztin – angeblich – zwangsläufig – eine Frühgeburt drohte.
Ich ging in die Geburtsklinik. Hier sackte nun erstmals mein Eisenwert in den Keller und ich steckte mich bei meiner Zimmernachbarin mit einer Erkältung an. Nach dem Klinikbesuch, aus der ich – auf eigene Verantwortung und mit deutlicher Empörung der Ärztin incl. wettern meiner damaligen Schwiegermutter wie unverantwortlich ich wäre- wieder raus ging, lehnte ich die Cerclage ab, denn sie kann auch zu erheblichen Komplikationen während der Geburt führen.
Ich hörte wie immer auf meine untrügliche Intuition und gebar pünktlich nach 40 Wochen mit einer sog. ´Spontangeburt´ und ohne jegliche Komplikation (oder Gewalt) mein 1. Kind (es sollten noch 2 schöne Geburten folgen, das letzte war eine glückliche Hausgeburt). Der Arzt sagte am nächsten Morgen, ich hätte mein Kind ´rausgeatmet´.
Ein guter Freund von mir sollte in seinen jungen Jahren, er war Student, an der Hüfte operiert werden laut ausgiebiger Diagnose. Er nahm also vorsorglich ein halbes Jahr frei.
Er lag nun bereits auf dem OP-Tisch. Kurz davor und zufällig war an diesem Tag ein echter Crack zu Besuch, der so locker fragte, ´und was steht so an heute? ´Dann sah er die Röntgen Bilder und meinte, ´es sei doch gar nichts, was es zu operieren gäbe´. Ok.
Also wieder runter vom OP-Tisch – nun doch keine Hüft OP, dem Crack sei Dank, aber dafür ein halbes Jahr frei.
Das sind ein paar Anekdoten – viele andere stehen hier nicht – die dazu geführt haben, mich auf meine Reise und zu meinem Verständnis was Krankheit, Heilung, Trauma, Sucht angeht, zu begeben. Das soll kein Ärzte bashing sein. Überzeugen tut mich das, was funktioniert. Es hat meinen Horizont – schmerzlich- geöffnet und ist guter Dünger geworden für meinen Weg der Heilung – körperlich und seelisch – es hat mich die Zusammenhänge gelehrt und mich in meiner Intuition bestärkt.
Heute weiß ich, dass es mehr braucht als Pillen, dass Trauma heilbar ist (und ich kenne mittlerweile viele Frauen, die diesen Weg gehen), dass alles in Zusammenhängen steht, dass unser Verständnis und Denken vom ´besten Gesundheitssystem´ auch Teil unserer kapitalistischen, atheistischen Wegwerfgesellschaft ist, dass einem Weltbild geschuldet ist, dass spirituell verarmt, vertrocknet und entwurzelt ist. Und dass ich wählen und entscheiden kann, andere Wege zu gehen und zu lernen.