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Lange nicht geschrieben…war ziemlich düster und dunkel, die letzte Zeit.
Wir fürchten das Dunkle.
Deshalb brennt wahrscheinlich auch überall und ständig Licht – auch nachts. Das nächste Lidl oder Aldi Angebot mit neuen Lichterketten/leuchten im Angebot für den Garten sollte man sich nicht entgehen lassen – ist dekorativ und vielleicht sogar irgendwie hübsch – obwohl wir´s ja eigentlich gar nicht sehen können, weil wir ja dann schlafen – sollten. ´Warum hab ich´s nochmal gekauft?´ Egal.
Mein persönliches Highlight ist ein Nachbar um die Ecke, der ab und zu seinen Laser bei sich zu Hause anmacht, der dann hunderte Meter weit strahlt, auch bis in mein Zimmer, und der fröhliche Dath Vader Elemente als Lichtstrahl erblicken und scheinen lässt, rhythmisch hin und her bewegend– nachts. ´Viel zu lernen du noch hast´. (oder: ´In a dark place, we find ourselves, and a little more knowledge lights our way.´-Master Yoda) Aber eben nicht bei jedem.
Besonders heilig, wärmend und gemütlich finde ich in der dunklen Winterzeit, wo sich alles in der Natur zurückzieht, auch die – mich eher an Las Vegas erinnernden – Weihnachts-blink-lichterketten.
Die Angst vorm Dunkel – auch Achluophobie genannt (aus dem griechischen: Nebel, Dämmerung), steckt wohl in unserer DNA, sagt der ´Experte´. Wobei wohl gar nicht das Dunkle an sich das Problem sei, sondern die Möglichkeit von tatsächlichen oder möglichen Gefahren.
Infos zum Thema, bzw. Problem ´Lichtverschmutzung´ kann man ja ausgiebig googeln – das Aussterben etlicher nachtaktiver Insekten sind nur eine Folge, Störungen im Balz- und Brutverhalten etlicher Singvögel eine andere – u v m.
Dem gegenüber steht eine freigewählte ´Anti Krebs Lebensweise´, zu der ja – u.a. – schlafen in völliger Dunkelheit (oder Mondlicht) gehört.
´Es werde Licht´, sagte Gott bei der Schöpfung; ist ja als Metapher gemeint. Wird aber auch immer irgendwie positiver verinnerlicht als das Dunkle, denn niemand soll ja ´in der Finsternis der Sünde und des Todes wandeln´ und in ´Christus braucht der Gläubige nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben. ´ (Johannes 8,12)
Aus meiner Jugendzeit erinnere ich den Satz: `Gott sprach es werde Licht, doch Petrus fand den Schalter nicht. ` Und schon zuckt es irgendwie – unbewußt – weil man ja nicht (Gottes)lästern darf…warum eigentlich nicht? Götter, die keinen Humor haben, sind mir suspekt und können mich folglich auch nicht überzeugen.
Jeder Mensch (und jedes Tier) kommt aus dem dunklen Mutterleib, er wächst 9 Monate dort heran. Licht würde das Wachstum und den Schlaf des Ungeborenen stören. Jede Pflanze keimt in der Dunkelheit der Mutter Erde. Alles wird aus dem Weiblichen geboren und wurde darum auch in den alten Schöpfungsmythen verehrt. Die Göttin – Quelle des Lebens- wurde durch die Natur verkörpert, sie war in allem und überall zu finden und allgegenwärtig – im Leben wie im Tod, sie vereinte als kosmische Mutter der Naturzyklen die Erde, die Sonne und den Mond in sich.
Wo endet die Spirale – uraltes Symbol für Mutterleib und Schöpfung und vielfältig verwendet, um die nicht gradlinig verlaufenen Lebenswege und Gefühle zu beschreiben und veranschaulichen? Wo beginnt sie? In der Leere – im Nichts, in der dunklen Bauchhöhle. Den Ort, den wir fürchten sollen, obwohl er so macht-und kraftvoll ist, denn hier begegnen wir unserer Essenz. Das Nichts – die Leere – Tor zum Leben, zur Transformation und als Pforte in den Tod.
Die Trennung von hell und dunkel, bzw. die Wertung in hell= gut und dunkel = böse, war der Beginn des zunehmend männlich dominierten Himmels- und Sonnenkult, der mit dem Ackerbau und der Sesshaftigkeit begann. Im Monotheismus ist Gott der Vater nun das Zentrum, allmächtig – er ist oben im Himmel zu finden, nicht mehr in allem, was einen umgibt und er duldet keine anderen Götter neben sich. (der erste monotheistische Sonnengott: Aton – 1500 v.u.Z. in Gestalt der Sonnenscheibe)
Man muss uns vor ´dunklen Mächten´ bewahren – und der ´Teufel ist der Herr der Dunkelmächte´ (jetzt: Hells Bells♥)
´Die dunkle Seite der Seele´, die ´dunklen Seiten der Panzerei´, die ´dunklen Seiten der Jugendbewegung´, ich soll ´meine dunkle Seite in den Griff bekommen´ – genau, da hilft nur: Kontrolle!!…ri ra runkel, in der Hühnerfutt ist´s dunkel, es kann ja auch nicht helle sein, scheint ja keine Sonne rein (Kinderreim).
Mir ist bis heute keine Religion bekannt, die die ´dunklen Seiten´ des Menschen – seine ´Todsünden´ – so rüberbringen und verwandeln konnte, dass wirklich ´Friede auf Erden´, Heilung und Liebe gelebt und unterstützt wird; stattdessen aber das Gegenteil.
Natürlich ist dies keine weitere ´besser/schlechter´ Wertung: dunkel= gut – Licht=schlecht.
Willkommen im ´Sowohl -als -auch- Universum´
…und nicht im entweder-oder.
Dunkelheit und Finsternis sind im ganzen Weltall völlig normal. Licht und Helligkeit kommt und geht und ist immer nur ein vorübergehender Zustand.
Ich kann mich noch sehr gut an meine kindliche Wahrnehmung erinnern, wenn sich mein Blick und die ganze kleine Anja im nächtlichen Sternenhimmel verlierte. Ich war sofort woanders – im Dunkeln – im Nichts, wo es einfach ´nichts´ gab und mir war sehr sehr wohl dabei – es war sehr beruhigend und friedlich – und ich ´wußte´, dass ich daher kam und dass ich auch wieder dahin zurückgehe, denke ich heute.
Ich habe meine ´Dunkelzeit´, die fast 4 ganze Tage andauerte, als sehr nährend empfunden. Fast 4 Tage durchgehend komplette Dunkelheit, auch essen und alles andere. Und in erster Linie gemeinsam im ´Traumraum´ schlafen und ´träumen´, begleitet durch Trommelreisen. Mir hat die Dunkelheit und Stille- neben wunderbaren Begegnungen- Erkenntnisse, Ideen, Bildern, Heilung und Seelennahrung gebracht, die ich mit meinem Verstand alleine nicht erfahren hätte.
Drum muss Dunkelheit sein, nicht Licht.