Wir Frauen sind so erzogen und aufgewachsen, das wir geben, helfen und bescheiden sind, keine eigenen Ansprüche (oder sie den der anderen unterordnen) oder gar Wünsche und Vorstellungen von unserem einem Leben haben und wenn dann nur unter bestimmten Bedingungen, in einem vorgegebenen Rahmen. Wir werden nicht gerade darin unterstützt und gefördert, Grenzen zu empfinden und danach zu handeln, was ja zur Selbstliebe gehört und ein gesundes Miteinander erst möglich macht. Auch die social media Welt ist eher darauf ausgerichtet, angepasste lieb lächelnde Frauen zu präsentieren.
Eine unterschwellige Angst, nicht mehr dazu zu gehören, nicht mehr die ‚Königin‘, die ‚Tollste‘, die ‚Sonne’etc. zu sein, spielt sicherlich auch eine große Rolle. Um dazu zu gehören und z.B. einen Mann abzukriegen, wurden chinesischen Frauen ab dem 10. Jahrhundert die Füße verbunden und somit verkrüppelt. Es hieß, dass die Frauen dadurch bewiesen, eine gute Ehefrau zu sein und sich nicht so leicht beschwerten und vieles in der Ehe hinnahmen, wenn sie diese Schmerzen aushalten konnten. Ein Ende dieses Schönheitsideals des ‚Lotusfußes‘ gab es erst 1911. Bei anderen Kulturen fällt leichter auf, wie krank so ein System ist.
Frauen, die das sehr verinnerlicht haben können es natürlich schwer ertragen, wenn eine andere Frau ihre Grenzen aufzeigt. Die Palette der emotionalen Erpressung ist groß und wenn frau die Illusion der Kontrolle, die ja dahinter steckt, erkennt, kann sie sich auch leichter daraus befreien und weiter ein selbstbestimmtes Leben leben, mit gesunden Grenzen und Respekt für beide Seiten.
Geben ist etwas wunderschönes, notwendiges – jedoch auch nur, wenn man selber voll ist. Das hat also erste Priorität. Von einem Menschen, der voll ist, kann man wunderbar etwas annehmen, es ist sogar eine reine Freude. Während es ein Gefühl des Unwohlseins zurück lässt, wenn jemand etwas geben will, der selber auf dem Zahnfleisch geht oder noch gar nicht weiß, wer er überhaupt ist und aus Zwang und/oder Pflichtgefühl handelt, man ahnt schon den ‚Deal‘, der hinter diesem ‚Geben‘ steckt.
Es hat nichts mit Egoismus zu tun, sich selbst zu lieben und gesunde Grenzen aufzuzeigen. Man darf – und sollte – seine Beziehungen darauf überprüfen.